Donnerstag, 16. August 2012



Die folgenden Fragen wurden uns von Eltern gestellt, die selbständig nach dem Buch „Legasthenie als Talentsignal“ mit Ihren Kindern arbeiten. Abigail Marshall von der Davis Dyslexia Association International hat Ihnen für die weitere Arbeit zu Hause hilfreiche Antworten gegeben.

Lassen Sie Kinder Fehler selbst finden


Mutter: Meine Kinder haben ihr Alphabet geknetet, das meiner 11-jährigen Tochter ist leider kein sehr schönes Alphabet. Es ist unordentlich! Die Alphabete der Jüngeren waren schöner und ich bin so froh, dass sie sich nicht untereinander verglichen haben. 

Frage: Sollte ich meine Tochter bitten, ihres noch einmal zu kneten? Sollte ich ihr sagen, dass es so nicht akzeptabel ist? Sie ist einfach von Natur aus unordentlich. 
Wenn ein Buchstabe rückwärts geknetet ist: Sollte ich sie auf den Fehler aufmerksam machen oder versuchen, sie ihren Fehler selbst finden zu lassen? 
Nach einer Pause habe ich meine Tochter gefragt, ob sie mit ihrem Alphabet zufrieden sei. Sie sagte, sie sei nicht zufrieden und hat einfach selbständig Verbesserungen vorgenommen.

Antwort: Glückwunsch! Sei haben genau richtig gehandelt. 
Sie sollten niemals auf Fehler hinweisen oder ihr Kind auffordern, Dinge zu verändern. Stattdessen sollten Sie ihm helfen, Fehler selbst zu finden, in dem sie zum Beispiel Fragen stellen wie: „Bist du zufrieden?“ 
Eine Pause zu machen, war ein guter Schritt. Sie können zusätzlich die Davis®-Werkzeuge benutzen: Lassen Sie ihre Tochter das „Loslassen“ anwenden und dann erinnern Sie sie, ihre „Orientierung“ zu überprüfen (oder ihre „Hände“, wenn Sie die „Ausrichtung“ statt der „Orientierung verwenden). Dann können Sie ihr anschließend die Frage stellen: „Bist du zufrieden?“. 
Wenn Ihre Tochter zunächst keinen Fehler bemerkt, können Sie beim Arbeiten mit dem Alphabet durch Fragen die Aufmerksamkeit auf Fehler wie rückwärts geknetete Buchstaben lenken (Ergänzung der Redaktion: Beispiel hierzu: „Bitte prüf einmal, ob schon alle Buchstaben in der Richtung liegen, wie auf der Vorlage, oder ob Du auch welche findest, die andersherum liegen.“).
Es ist sehr wichtig, dass das Kind seine Fehler selbst findet und dass es sein Alphabet als sein eigenes annimmt und dafür die Kontrolle übernimmt.

 
Desorientierung ist in bestimmten Situationen wertvoll

Frage: Sollte man sich selbst immer wieder auf den Orientierungspunkt zurückbringen, nachdem man die Orientierungsberatung durchgeführt hat? Oder ist – nach einiger Übung – das Bewusstsein einer Person stabil am Orientierungspunkt fixiert? Sollte Letzteres der Fall sein, gibt es einen Weg, den Prozess der Stabilisation für den optimalen Wahrnehmungspunkt zu beschleunigen? Zum Beispiel: Zurzeit gibt es eine Menge Gehirntrainings-Computerprogramme. Ist es vielleicht förderlich, sie abzuspielen, während man den Orientierungspunkt benutzt? 

Antwort: Wenn Sie mit stabil fixiert” meinen, dass das geistige Auge permanent am Orientierungspunkt bleiben sollte, so darf dies niemals geschehen. Wir wollen dies nicht, weil Desorientierung in entsprechenden Situationen ein sehr wertvolles Werkzeug ist. Es gibt einfach Zeiten, in denen Menschen ihre Desorientierung brauchen, um Dinge, die in ihrer Umgebung geschehen oder überwältigende Reize zu verstehen. Wenn Sie meinen, dass der Prozess den Orientierungspunkt zu finden, zur Gewohnheit werden soll, so dass es für die Person einfach ist, über längere Zeiträume am Punkt zu bleiben, dann geschieht dies mit der Zeit und mit mehr Erfahrung. Übung könnte diesen Prozess beschleunigen. Die Gehirntrainings-Computerprogramme könnten funktionieren, aber ausschließlich, wenn sie den gleichen Orientierungspunkt trainieren. Es ist sehr gut möglich, dass sie tatsächlich einen anderen geistigen Zustand als den Orientierungszustand trainieren. Da wir das nicht wissen – solche Programme wurden nicht in Zusammenarbeit mit Davis entwickelt – würden wir Ihnen empfehlen, bei der Kooshball-Übung zu bleiben und diese zu nutzen. 

Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn Sie mit Ihren Fragen von sich selbst sprechen, dann fühlen Sie sich bitte völlig frei, einen Übungsablauf zu verwenden, mit dem Sie sich wohl fühlen. Aber wenn Sie mit einem Kind arbeiten, ist es wahrscheinlich keine gute Idee, den Prozess beschleunigen zu wollen. Wenn Sie zu schnell zu viel verlangen, riskieren Sie Widerstand oder Stress bei Ihrem Kind.

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